Teil V: 2018 - Das Jahr der neugeborenen Normalatmerin
2018, es ist das Jahr des Dampf- Finales nach 11 Jahren, sehr guten, guten und beklemmenden zum Ende hin. Ganz bewusst und achtsamkeits-trainiert setze ich nicht das Neujahrsdatum als unverrückbare Deadline. Denn es braucht noch Zeit, gezielt und mit voller Konzentration den Ausstieg zu visualisieren, zu proben, zu ergänzen und dann erst präzise zu terminieren.
Visualisieren: Was mache ich mit der Zeit, in der ich nicht dampfe?
Zunächst das Naheliegendste: Atmen. einfach nur atmen. Vorstellung: Die einströmende Luft ist voller Geschmack, angereichert mit dem Duft von Blumen und Stauden, von Früchten, von Gemüse und vielem weiteren mehr. Ich brauche keine Krücken, um mir Geschmack und Duft zu verschaffen. Die freie Luft zum atmen ist zudem kostenlos.
Zweitens: Ein neues Hobby darf kommen und Einzug halten. Mein ewiger Traum, Aquarellmalerin zu werden, nimmt erste Gestalt an. Farben und Pinsel, Papiere und weiteres wird liebevoll ausgesucht und gekauft.
Drittens: Kochen verfeinern, neue Rezepte entwickeln, mit und ohne Anschauungsmaterial. Das Gute liegt so nahe. Liebe und Ausgeglichenheit gehen bekanntlich durch den Magen.
Proben: Testweise für einen Tag, dann für zwei oder drei nicht dampfen ohne Furcht vor dem Misserfolg.
Ergänzen: Beobachtungen aus den Proben aufschreiben, skizzieren oder malen. Nach und nach alle Situationen durchgehen, in denen gedampft wird und ob statt dessen überhaupt eine andere Beschäftigung notwendig ist.
Präzise Terminierung: Nach gründlicher Selbstbeobachtung einen festen Termin setzen. Bei mir wird es der 3. Mai, beschlossen am 23. April. In dieser Zeit werden alle Hinterlassenschaften des Dampfens gründlich beseitigt und entsorgt, Restbestände weiterverschenkt.
Ich bin bereits am 30. April fertig, dampfe aber bis zum 3. Mai punkt 0:00 Uhr.
Meine beiden besten Freundinnen können es kaum fassen. Die eine hört 10 Tage mit dem Dampfen auf, die andere, von der bereits die Rede war und zwischenzeitlich duale Dampferin-Raucherin geworden ist, hängt am Samstag vor Pfingsten alles an den Nagel.
Ich bin überglücklich, zum dritten Male geboren zu sein. Da ich aber alles mit kalkulierter Hand durchgeplant habe, kann ich dieses Glück fassen.
Ich könnte jetzt noch einiges schreiben. Das darf sich gerne im Kommentaraustausch ergeben. Wenn ich einer Dampferin oder einem Dampfer helfen kann, mit den vorangegangen Aufsätzen, oder auf konkrete Fragestellungen, dann hat dieser fünfteilige Blog seinen Sinn und Zweck erfüllt. Wenn nicht, dann habe ich für mich noch einmal alles revue passieren lassen.
Herzlichst
Eure Odilie-Maria von Wolff-Kleinenbach
25.05.2018 11:44
Vielen Dank auch von meiner Seite für den klar strukturierten Blick über den Tellerrand. In einigen Punkten habe ich mich durchaus wiedererkannt und bin noch dabei zu reflektieren.
Auch bei mir stehen einige Dampfen ungenutzt rum - Suchtverlagerung, Kaufrausch, Perfektionismus? Keine Ahnung. Die entscheidende Frage für mich ist: Brauche oder will ich das wirklich? Im Moment würde ich die Frage mit einem "Ja" beantworten.
Brauche ich das in diesem Umfang? Klares Nein.
Bei mir wird sich das vermutlich von ganz alleine regeln und sich auf einige Dampfen reduzieren. Dieser Auswahlprozess bemisst sich bei mir an der Staubhöhe auf den Akkuträgern und Verdampfern. Das ist praktisch, weil es meiner natürlichen Faulheit entgegenkommt - ökonomisches Prinzip nenne ich das entschuldigend.
Deine relativ häufige Verwendung des Wortes "Achtsamkeit" hat mich ein wenig aufhorchen lassen - es ist ja nicht unbedingt Teil des allgemeinen Sprachgebrauchs und wird eher im therapeutischem Umfeld verwendet.
24.05.2018 16:12
Vielen Dank dafür, dass Du einen Teil Deiner Lebensgeschichte mit uns geteilt hast. Jeder Dampfer ist anders; der eine stellt nach Jahren erstaunt fest, dass er Tage und Wochen verlebt, ohne zu dampfen (und ohne dass es ihm fehlt), und lässt es absolut stressfrei auslaufen. Ein anderer erklärt es zu seinem Hobby. Und ein Hobby muss nicht rational sein. Bei wieder anderen (wie mir) liefert sich das Dampfen auch nach fast 2 Jahren immer noch Grabenkämpfe mit dem Rauchen...es hat das Rauchen dauerhaft eingedämmt und seinen festen Platz. Warum also sollte es keine Dampfer geben, die sich irgendwann in Hard - und Software verlieren und das ganze als Bürde sehen... .
Ich für meinen Teil finde es nach dieser Lektüre (und inzwischen frei von Missverständnissen) gut von Dir, Dampfern, denen es ähnlich geht wie Dir am Schluss, aus einer altruistischen Motivation heraus beizustehen zu wollen.
24.05.2018 14:43
Danke für deine Geschichte. Sehr eindrucksvoll.
Ich habe mir erlaubt ab Teil I jeweils Links zum nächsten Teil unter deinen Beitrag zu setzen.
24.05.2018 14:32
Ihr habt verstanden, worum es geht und zeigt es in euren Kommentarspalten.
Keinesfalls muss eine Dampfkarriere sich so hochdramatisch entwickeln, wie in meinen Aufsätzen geschildert. Aber es gibt mehr problematische Fallbeispiele, als es gemeinhin bekannt ist. Sie werden sich in der nächsten Zeit noch häufen, denn die Fortentwicklung von immer neuen und großen Dampfen hält an.
Über die Dunkelziffer können wir nur spekulieren. Deshalb war es mir ein Herzensanliegen, das Kartell der Schweigetabus aufzubrechen und Hilfen aufzuzeigen.
Ich empfehle jeder Dampferin und jedem Dampfer aufrichtig, mit Vorsicht und Achtsamkeit den Genuss zu pflegen und regelmäßig kritisch zu hinterfragen.
Herzlichst
Eure Odilie-Maria von Wolff-Kleinenbach
23.05.2018 23:19
Für mich hört sich deine Geschichte an, als ob das Dampfen für dich irgendwann zur "Last" wurde.
Sonst setzt man sich ja nicht das Ziel, damit aufzuhören.
Find ich aber toll, dass du es nun endlich geschafft hast.
Und endlich nicht mehr der Sucht nachgehen zu müssen und dabei noch neue Hobbys entdecken, ist doch klasse.
Ich denke, ich setze es mir nicht zum Ziel, weil das Dampfen für mich keine Last ist, es wird irgendwann von alleine weniger..
Hab vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht.
23.05.2018 22:40
Habe mir die ganze Artikelreihe durchgelesen, Respekt !