(Alltags-) Geschichten erzählen ....
von @Gemiko
Da hier gerade so eine gespenstische Ruhe herrscht, kann ich auch noch eine zweite Episode meiner unglaublichen Kariere in der Landwirtschaft schildern.
Ich, immer noch Lehrling, jedoch schon mit einer Woche Praktikum an wesentlicher Erfahrung reicher, bekam die ehrenvolle Aufgabe, den Weideaustrieb vorzunehmen. Dazu bedarf es nichts weiter als ein Stöckchen, das Gatter zu öffnen und die Kühe mit lautem Hoooooheeeehooo vor sich her zu scheuchen. Manchmal sind Rinder auch etwas stur und glotzen statt zu traben, dann helfen das Stöckchen und die Leitkuh. Beobachtung und deshalb theoretisches Fachwissen war also vorhanden. So richtig Lust hatte ich an allerdings nicht. Seit einigen Tagen regnete es ununterbrochen und nass werden, ist für die Frisur kontraproduktiv.
Also wollte ich es schnell hinter mich bringen und wedelte mit meinem Stöckchen, schrie Hoooheee…. Und sie gingen los.
Nanu, wohin laufen sie denn …? Kurz hinter dem Tor, war der Weidegang noch befestigt. Sämtliche Kühe liefen, statt darauf, rechts und links an diesem Plateau vorbei. Blöde Rindsviecher, wie unökonomisch, dachte ich und marschierte natürlich geradeaus.
3 Meter, 4 Meter … 5 Meter … oh mein Gummistiefel steckt fest …. "Schmatzumpf" wieder rausgezogen, noch ein Schritt. Oh, der zweite auch … was ist hier los? Ich steckte fest. Ich steckte fest und versank. Zuerst waren die Gummistiefel eingesunken dann die Knie. Desto mehr ich zappelte umso tiefer umspielte mich der Morast aus Kot und Urin. „So eine verdammte Scheisse“ . Indessen zogen „meine Kühe“ von dannen.
Ich rief „Hilfeeeee“ und „Haaaalloooo“ in Richtung Stall, der war nur 100 Meter entfernt aber durch das Rauschen des Regens hörte mich niemand. Jede Bewegung wurde mit weiterem einsinken quittiert. So langsam machte sich der Gedanke breit, als Schlagzeile in der örtlichen Presse zu enden „Lehrling in der Scheisse ersoffen“. Ich war sicher, selbst bei meiner Beerdigung würde es ein paar Leute geben, die hinter vorgehaltener Hand kichern würden. Völlig entmutigt wagte ich noch einen letzten Versuch und zerrte und schlüpfte aus meinen Gummistiefeln, sank auf die Knie und krabbelte vorsichtig in Richtung Betonrampe. Auf dem letzten Meter kamen dann doch noch Kollegen, die bemerkt hatten, dass die Kühe nicht auf dem Weideplatz erschienen. Mit Hilfe eines Kälberstricks stand ich nun völlig verdreckt und nass, umringt von einer gackernden Meute. Seit dem weiß ich was eine Güllegrube ist und dass Kühe schlau sind.