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Cloud-Competition

Einem unserer Dampfershops, dem "analog-dampf.de", geht es gerade nicht so gut. Das Geschäft läuft mau und brummt nicht mehr wie im letzten Jahr. Einst konnten sie sich vor Arbeit kaum retten, dann sorgten Reklamationen für Land unter, so daß sich Unmut in der Dampfergemeinde breit machte; die hatten schon begonnen, den Laden mit "ADE" abzukürzen. Alles passée, jetzt dümpelt das Geschäft kläglich vor sich hin und die Vertriebsmitarbeiter drehen Däumchen.

analog-dampf hat sich auf turkmenische Verdampfer spezialisiert. Noch Anfang des Jahres gingen die weg wie geschnitten Brot, aber nun haben die Clone den Markt unter sich aufgeteilt und das Wasser abgegraben.

Andere Shops rödeln mit unterschiedlichen Strategien gegen die Clone an. "im-geschmack.de" kapriziert sich auf hochpreisige Spitzengeräte, von denen alles naslang neue ins Programm genommen werde. dampf-fuer-mich.de versucht es durch den Bau von Eigenentwicklungen, "dampfer-verrueckter.de" bringt immer wieder perfekte und funktionierende Clone zusätzlich in den Shop.

Das alles ist nix für Mickel, den Geschäftsführer von analog-dampf. Gegen Clone hat er eine mentale Blockade und selber entwickeln und bauen ist nun mal gar nicht sein Ding. Brummelnd brütet er über den Zahlen, Schweißperlen auf der Stirn. "Wir müßten durch eine Sonderaktion das Geschäft ankurbeln", schießt es ihm durch den Kopf.
Hickel schlurft mit einem Pott Kaffee zum Chef und stellt ihn wortlos auf einen Stapel Rechnungen.

"Hickel, hast du eine Idee zu einem besonderen Wettbewerb für unseren Shop?", brummt Mickel mißtrauisch. Hickel stutzt einen Moment und versucht, eine besonders schlaue Mine aufzusetzen. Jetzt sieht er erst recht dusselig aus und meint: "Vielleicht einen Photowettbewerb? Frickel könnte das organisieren, der hat schon mal geknipst".
Müde winkt Mickel ab: "Ist abgelutscht und bringt nix!". Aus dem Augenwinkel fällt sein Blick auf einen kurzen Dampferclip bei FB.

"DAS IST ES!", kreischt er mit seiner Fistelstimme. Die Birne ist ihm rot angelaufen wie ein Ballon: "Wir machen einen Dampfmengenwettbewerb!". Begeistert ist er aufgesprungen und hat sich den kleinen Zeh am Tischbein gestoßen, jetzt hüpft er auf dem anderen Bein.

Aus der dunklen Zimmerecke meldet sich Ulrieckel zu Wort, die vom Leben gebeutelte ältere Mitarbeiterin, verantwortlich für Nachbestellungen.
Sie erwartet überhaupt nichts mehr vom Leben. "Vergiß es, Chef! Das bringt nur Ärger! Ich seh schon die ersten Reaktionen im Netz: "Schwanzvergleich mit Dampf, so viel Dampf braucht kein Mensch, Belästigung der Raucher..." Und wie willst du Dampf messen? Kubikmeter? Oder heißt das Raummeter? Der eine bläste dünn und weit, der andere dick und wuschig: das kann keine Laseroptik analysieren. Die müssen doch alle in ne Tüte dampfen und dann kannste wiegen. Außerdem: Promotion, Preis ausloben, Vorausscheidung, das gibt Streß ohne Ende ...."
Ulriekel hat ihren Dampf abgelassen und versinkt wieder hinter dem Monitor.

Konsterniert glotzen sich Mickel und Hickel an. Beide hatten Ulriekel nicht bemerkt: die sitzt da immer unscheinbar, gehört zum Inventar.

Kurz später haben sie sich wieder gefaßt und Mickel schiebt mit seinem Ärmel den Schreibtisch frei, Rechnungen flattern zu Boden. Übellaunig späht Ulriekel hinter ihrem Monitor vor.

Als Hauptpreis ist rasch ein vergoldeter Vapor-Giant ausgelobt und die Bedingungen für den Vorausscheid sind ausgekaspert, die Foren und Plattformen festgelegt. Lediglich am Namen zermartern sie sich länger das Hirn. Der soll was mit dem Laden zu tun haben, englisch und einprägsam sein. "Analog-Fume-Competition! AFC!" Jepp!

Klar, im Wettkampf traten auch viele Kleingeister an, die gerade mit dem Selberwickeln begonnen hatten und sich nun anmaßten, gegen die Highend-Profidampfer anzustinken. Vor 6 Monaten haben die sich fürs Dampfen interessiert wie ein Elfenbeinschnitzer für den Artenschutz.
Aber nach 4 Wochen war alles aussortiert und die drei Finalisten standen fest.
Die Videosessions sind geschaltet und die gierige Gemeinde hängt erwartungsfroh vor den Displays.

Zur Entausscheidung treten an: Archaix , der Cherusker-Sven und Mogul-Bulle.

Cherusker-Sven soll als erster blasen. Wg. öffentlicher Übertragung lungert die Feuerwehr rum - Brandschutz. Unter fadenscheinigen Vorwänden komplimentiert Cherusker-Sven den Feuerhansel zum nächsten Kiosk, Kippen und Bier holen. Dann noch die Rauchmelder ausgeknipst und es kann losgehen.
Er hat doch tatsächlich den Prototypen vom neuen Arnold-Akkuträger dabei, der zieht seine Energie aus nem Wumrmloch. Wie der immer da ran kommt? Als Tröpfler das MK1-DING mit Octospezialverzwirblung zu 0,1 Ω. EIN ZUG nach oben: und es wir duster im Übertragungsraum. Da kommen selbst die Spezialspots nicht mehr durch. Die Klickzahlen für den Cherusker schießen in die Höhe.

Archaix hat Mühen, sein Dampfgerät klar zu machen. Eine Röhre für drei 30650-iger, wunderbar anzuschauen: spezialgebläuter Stahl, spiralförmig geschliffen. Eine Pracht, aber schwer. Nur dampfbar, wenn er die Röhre irgendwo abstützt. Obenauf einen mickrigen Ant-Tröpfler, der Quatuppel-Wickel zu 0,05 Ω paßt kaum ins kleine Gehäuse. Optisch vergleichbar einem Hühnerkopf auf einem Elefanten. Er setzt den Rüssel an und bläst nach unten. Im Nu waren lediglich die Köpfe der Anwesenden zu sehen, der komplette Raum im Bodennebel versunken.
Der Cherusker wird blaß, die Archaix-Klicks überschlagen sich.

Als Letzter stelllt sich Mogul-Bulle in die Mitte. Nanu, hat der nix dabei? Er greift kurz in die Tasche seiner Buxe und - hat der überhaupt was in der Hand? Tatsächlich, einen Naniten-49 mit zum Tröpfler umgebauten Bulli-A2, Marke Eigenbau. Ein fettes, breites Grinsen liegt wie gemeißelt auf den Gesichtern der beiden Konkurrenten. Soll der Mogul mal blasen.
Allein der piemelige lila 18.350-iger Akku: der haucht doch nach 3 Zügen sein Leben aus, spätestens nach 5 Zügen ist da doch die Chemie derart strubbelig, daß der nur noch für die Tonne taugt.

Der Mogul ist nervös, läßt sich aber nix anmerken. Schon oft genug haben ihn die beiden an die Wand gedampft. Keine Furcht zeigen! Ganz im Gegenteil: mit einem lockern "Dampfen kann jeder!" rammt er sich breitbeinig in den Boden und zieht - und es passiert nix.
Höllisches Gebrüll aus der Konkurrentenecke, die beiden kringeln sich am Boden und schnappen nach Luft. Auch Mickel schaut fassungslos, mit einem Rohrkrepierer hatte er im Finale nicht gerechnet.

Lediglich Mogul-Bulle bleibt cool und verläßt seine Breitbeinverwurzlung nicht um einen Millimeter. Der Ruf als begnadeter Voltdropper eilt ihm um Meilen voraus, das läßt ihn kalt. Einmal kurz den Bullitröpfler auf dem Naniten nachgezogen und schon stromt es. Mit einem "AUFGEPAßT!" lenkt er die Aufmerksamkeit auf sich und bläst waaagerecht aus, wie eine umgekippte Dampflok. Es ist nichts mehr zu sehen. Für Minuten! Nach geraumer Zeit tauchen schemenhaft Figuren auf, die sich wedelnd Luft verschaffen wollen. Der Kamera-Heiopei zumpelt sich ein Tempo aus der Tasche, um die Linse vom VG frei zu wischen.

Die Fangemeinde ärgert sich geschlossen, daß sie die vorhergehenden Klicks nicht wieder löschen kann, klickt sich jetzt aber für den Mogul die Finger wund.

Keine Frage, der Sieger ist eindeutig! Stolz ist er schon, der Mogul, gibt aber den Lässigen. Mit einem "Jetzt erst mal nen ordentlichen Remmel knusprigen Schweinebauch..." schlappt er in die nächste Kneipe, Licher verköstigen und den grandiosen Sieg ertränken. Dampfen kann jeder …