Eine Kulturhistorie...mit Aufreger
Vor sehr langer Zeit kaufte mein Vater unseren ersten Fernseher...ein Ungetüm in Nussbaumfurnier, mit dem sich bewegte Bilder in Schwarz - Weiss in einer minderen Qualität schauen liessen. Enorme Abmessungen gepaart mit einem stattlichen Gewicht...so stand er auf der Anrichte meiner Eltern. In der Anfangszeit war mein Vater noch oft auf dem Dach in der Hoffnung, atmosphärische Störungen in Bild und Ton durch Feinjustierung der gewaltigen Antenne, die am höchsten Punkt des Hauses installiert war, zu beseitigen.
Das Fernsehprogramm war seinerzeit überschaubar; das erste und das zweite Programm sowie ein Regionalsender, nämlich der Westdeutsche Rundfunk ... je nach Witterung gelegentlich sogar der hessische Rundfunk, aber eher selten. Gesendet wurde von abends bis nachts ... irgendwann zum Sendeschluss - wir Kinder waren dann schon lange im Bett - kam dann das Testbild, an dem der geschulte Radio - und Fernsehtechniker erkennen konnte, ob das Gerät richtig eingestellt war....oder halt nix, optisches und akustisches weisses Rauschen... .
Wenn unser Fernseher muckte, kam unser Radio - und Fernsehtechniker Herr Daun zu einem Hausbesuch...sein Elektrogeschäft lag auf der gegenüberliegenden Strassenseite und sah ein wenig aus wie eine Doppelgarage mit Schaufenster. Er hatte es also nicht weit. Meine Eltern kauften eigentlich alles elektrische bei ihm, von der Waschmaschine bis zum Mixer.Meist machte Herr Daun dann ein besorgtes Gesicht, während er den Apparat untersuchte...und eigentlich immer musste er ihn mit in seine Werkstatt nehmen, um ihn "durchzumessen". Dann gabs lange Gesichter unsererseits...kein Hans Joachim Kuhlenkampf, kein Vico Torianni, keine Tagesschau und kein Wetter. Mit ein wenig Glück gabs den Fernseher innerhalb einer Woche repariert zurück, wenn kein Ersatzteil bestellt werden musste. Radio - und Fernsehtechniker waren gefragte Leute damals... .
Natürlich hielt der Fernseher nicht ewig, aber doch sehr lange. Irgendwann bekamen wir einen neuen, ohne Nussbaumfurnier dafür allerdings in Farbe. An den dreieinhalb Programmen änderte das freilich nicht viel... .In Bewegung setzte sich das Programmangebot erst in den späten Siebzigern. "Privatfernsehen" kam auf und "Kabelempfang". Meine Eltern weigerten sich standhaft, derlei neumodischen Schnickschnack mitzumachen, da half alles Gebettel seitens der Kinder nichts. Und so sass ich dann oft bei meinen Schulfreunden in der Stube und nötigte sie zum Anschauen amateurhafter Moderatoren und leichtester Unterhaltung.
Für das Programmangebot waren es gute Zeiten. Die Konkurrenz von RTL+ und Konsorten nötigte unsere öffentlich - rechtlichen, gelegentlich einen neueren Spielfilm einzukaufen oder sich die Übertragungsrechte sportlicher Grossveranstaltungen zu sichern, um die Zuschauer bei der Stange zu halten. Allerdings mit einem Polster im Rücken. Aber hierzu später. Die Privatsender finanzierten sich rein durch Werbung und Produktplazierungen - damals Schleichwerbung genannt und nicht sehr angesehen - und gaben entsprechend Gas um Zuschauerzahlen zu erhalten. Zu dieser Zeit beschränkte sich die Werbung bei den öffentlich - rechtlichen noch auf wenige Spots zwischen den Mainzelmännchen... . Die Anzahl und Dauer der Werbeunterbrechungen bei den Privaten wurde reguliert... .Alles gut und zum Wohle des Zuschauers.
Und so lief es denn ein paar Jahre weiter...bis ein altruistischer Erfinder der Welt das Internet schenkte. Das sich rasant entwickelte...Filme pay per view, Filme gratis, aktuellste Informationen, Youtube, soziale Netzwerke... .Obwohl Fernseher inzwischen bei geringstem Gewicht grösste Bildschirme mit brilliantester Darstellung besitzen und sehr preiswert geworden sind, mag sich kaum noch jemand diese Möbel aufstellen, denn was soll man denn damit schauen? Die xte Wiederholung des dekadenalten Spielfilms oder doch lieber die xxte Wiederholung der preiswerten eigenproduzierten Serie? Inzwischen spielt sich nun wirklich alles auf diesen neuzeitlichen schnurlosen Telefonen ab, bis auf...
den vierteljährlichen Kontoauszug, auf dem steht dass die Gebühreneinzugszentrale mal wieder ihre knapp 60 Euro geholt hat für ... nichts. Ich habe nicht das Gefühl für dieses Geld einen Gegenwert zu erhalten und halte diese Gebühr für verfassungswidrig. Ernsthaft. Schlimmer als die Branntweinsteuer vom ollen Kaiser Wilhelm, weil da kann man sich wenigstens mit besaufen...schlimmer als den Soli, dafür sind die Autobahnen drüben hübsch geworden und er hat nen praktischen Nutzen, so er denn weitergegeben wird. Diese GEZ ist mir, als müsste ich nen abgemeldetes Auto versteuern, oder Sozialbeiträge auf nicht verdientes Einkommen entrichten...sicher besitze ich nen Fernseher, nen Radio, nen Rechner und nen Handy, und Internet hab ich auch...sicher KÖNNTE ich damit auch die öffentlich-rechtlichen empfangen...und weiter? Antiquiert und wider die guten Sitten...grumml. Unnu is Testbild... .:p
05.12.2017 11:56
Ich erinnere mich auch noch gut an die Anfänge von sat1 glaube damals. Sendebeginn damals um 15 Uhr mit Maxwell Smart
03.12.2017 15:22
Mann, ich fühl' mich in meine Kindertage zurückversetzt....
03.12.2017 06:39
Sehr schön erzählt,
Damals war das Zappen noch schnell erledigt
Ich erinnere mich genau, ich war die Fernbedienung