eine (Alltags-) Geschichte
von @Gemiko
Eine Kirche soll saniert werden. Ein bedeutsamer Sakralbau aus der Ära Schinkels mit Grüften, gruppiert um den Altar. Geplant war nicht nur die Trockenlegung des Sockels sondern auch der moderne Einbau einer Fußbodenheizung. Sechs Heizstationen, die genau arrangiert werden und dummerweise auch an Stellen, die die Gebeine derer bargen, die einst zur Gründung des Ortes und zum Bau des Gotteshauses beitrugen.
Hier hatten nicht nur Baudenkmalpfleger ein gewichtiges Wort mitzureden, auch die Maulwürfe, sprich Archäologen rückten zur Dokumentation an.
Flankiert von neugierigen Bauarbeitern, die sich gegenseitig mit Mutmaßungen über den möglichen Inhalt „habt da scho ma Gold gefundn“ übertrumpften, öffneten wir die erste Gruft. Ein Tonnengewölbe barg zwei Zinksärge, die vor ihrer Umbettung genauestens untersucht und vermessen werden sollten.
Hierzu war vor kurzem eine neue Dienstanweisung zum Betreten von Grabanlagen und Grüften erlassen worden, die das Tragen von dünnem Vollschutzanzug inklusive Mundschutz vorsah um das Einatmen von Sporen und Schimmel zu begrenzen. Wir sahen also aus, wie die Ghostbusters und wurden demzufolge argwöhnisch und in respektvollem Abstand beobachtet.
In und neben den Särgen befand sich eine Menge Beiwerk. Da war Spielzeug, eine Bibel, Geschirr aus der letzten Waschung und filigraner Naturschmuck, alles Dinge, die eingesammelt und nicht mit umgebettet werden. Uns gingen langsam die Fundtüten aus …
Bei der Öffnung der Särge, die gerade mal gut zweihundertertfünzig Jahre dort lagerten, schlug uns ein muffiger Geruch entgegen. 250 Jahre ist im Archäologenjargon so was wie „Frischfleisch“. Ein paar von den „Kollegen Bauarbeitern“ hatte plötzlich doch noch an anderen Stellen der Kirche zu tun und verschwand. Ein paar Mutige blieben und reckten die Hälse, typisch Baubudenrülps, markige Sprüche inklusive.
Bis…… bei der Entnahme eines Taufschuhs der ganze Fuß drin stecken blieb.
„ich brauch eine neue Fundtüte“ rief mein Kollege aus der Tiefe „es sind aber keine mehr da“ rief ich zurück „Dann such halt woanders nach“ kam es dumpf aus der Gruft. Alles klar. Ich machte meinen Rucksack auf, öffnete meinen Frühstücksbeutel, entleerte den Inhalt und gab die Tüte meinem Kollegen lachend mit den Worten „die will ich aber nachher wieder haben“.
Hinter mir würgte es und als ich mich umdrehte, sah ich in eine kleine Gruppe großer starker Männer die samt sonders sprichwörtlich „Leichenblass“ das Weite suchten.
13.11.2017 10:09
Eine Leiche zurm Frühsück:
wieder sehr kurzweilig und knochentrocken geschrieben, Knochanabstauberin!
Danke schön.